Archiv der Familien Hartard, Hardardt, Hardart, Hartart, Hartert, Harter
Hardert, Hardtert und Hartherz aus Nassau, Hessen und der Pfalz
1250 bis heute



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Rothenburg ob der Tauber ist die Heimat einer weiteren mittelalterlichen Familie Hartrad, die hier zu den Ehrbaren, also den ratsfähigen, patrizischen Geschlechtern gehörte. Sie wird zuerst 1335 mit Heinz oder Heinrich Hartrad fassbar. Er wird in Urkunden auch „der Ältere“ genannt, hatte also wohl einen (sonst aber nicht sicher bezeugten) gleichnamigen Sohn oder aber, im Mittelalter durchaus nicht unüblich, einen jüngeren Bruder dieses Namens. Heinrich ist möglicherweise personengleich mit Heilmann, dem Sohn des Dieburger Schöffen Friedrich Hartrad, der 1329 aus den Dieburger Urkunden verschwindet (vgl. dazu ausführlich den ersten Abschnitt der Chronik).

Gemeinsam mit seiner Frau Agnes war Heinrich ein besonderer Wohltäter des Deutschen Ordens, der in Rothenburg die Stadtpfarrkirche zu St. Jakob verwaltete. 1343 errichtet Agnes dort zu ihrem Seelenheil einen Jahrtag und übergibt dem Orden dafür 5 Pfund Heller zum Kauf eines Weingartens bei Detwang. 1346 begründet Heinrich eine tägliche Frühmesse am Johannesaltar zu St. Jakob nebst Unterhalt für einen Ordenspriester und schenkt den Deutschherren hierfür die am Weg nach Detwang gelegene Spitalsmühle sowie 60 Pfund Heller baren Geldes; zu dieser Messe tätigt Agnes 1356, nach Heinrichs Tod, noch eine Zustiftung von 30 Pfund Heller. 1348 zahlen die Eheleute 18 Pfund Heller für ein ewiges Licht in derselben Kirche, nachdem sie dort zu einem früheren Zeitpunkt bereits ein Ewiglicht gestiftet hatten. Im Gegenzug zu einer Stiftung an die Rothenburger Franziskaner versprechen diese dem Ehepaar in einer Urkunde von 1339 die Teilhabe an allen guten Werken des Ordens, also Predigten, Gebeten oder Seelenmessen.

Für den Deutschen Orden tritt Heinrich Hartrad d. Ä. auch wiederholt als Zeuge auf. Schon die Urkunde von 1335 hatte einen Landverkauf des Heinrich Schel zu Bütthard an das Deutsche Haus zu Rothenburg zum Inhalt. Im Jahr darauf bezeugt Heinrich den Verkauf der Baumgartenmühle bei Rothenburg an den dortigen Deutschherrenkonvent; Verkäufer ist das überschuldete Deutschordenshaus in Archshofen unter dem Komtur Gottfried d. Ä. von Hohenlohe-Brauneck.

Rund um Rothenburg kauft Heinrich Hartrad in den Jahren zwischen 1336 und 1351 umfangreichen Landbesitz - gemäß dem ungeschriebenen Gesetz des Rothenburger Patriziats, Grundrenten zu erwerben und sich nicht an Handwerk und Handel zu beteiligen. So gehen 1336 ein Hof, Seldenhäuser, Gärten, Äcker, Wiesen und Wald in Hartradshofen (!, heute Hartershofen) aus dem Besitz der Familie Storre in den Heinrichs über, 1340 dann zwei weitere Höfe im selben Ort (darunter der sog. Storrenhof). 1341 kauft Heinrich Anteile eines Birkenbühel genannten Waldes, 1342 eine Gülte von 10 Pfund Heller vom Rothenburger Johanniterhaus sowie 2 Tagwerk Wiesen in der Mark Stretberg von der Familie Küchenmeister von Nortenberg, 1343 zwei weitere Seldenhäuser zu Hartradshofen, 1344 verschiedene Gülten zu Blumweiler, 1345 Holzrechte in Yrfershoven von den Brüdern Haupt, 1349 mehrere Äcker von den Johannitern, 1351 schließlich einige Güter und Gülten von Konrad und Adelheid von Kurnberg. 1343 veräußert Elisabeth, die Witwe Gottfrieds von Hohenlohe, „den wol bescheiden mannen“ Siegfried Zuckmantel und Heinrich Hartrad, Bürgern zu Rothenburg, für 597½ Pfund Heller ihre Güter in Wermutshausen, Streichental und Rinderfeld, behält sich aber ein 4jähriges Rückkaufsrecht vor. 

Im Frühjahr 1355 scheint Heinrich gestorben zu sein, da seine Witwe Agnes im März 1355 zu seinem Gedenken einen Jahrtag am Rothenburger Johanniterhaus stiftet und am selben Tag um eine Summe von 50 Pfund Heller für sich und ihre Nachkommen ein Siechenbett im neuen Rothenburger Spital kauft. 1357 vermacht sie dem Spital mehrere Güter und Abgaben in Grub, mit der Maßgabe, aus den Einkünften alle 14 Tage den Siechen ein Bad zu bereiten. Agnes wird noch 1359 als Käuferin dreier Güter zu Tiefental genannt, für die sie den beachtlichen Betrag von 266½ Pfund Heller bezahlt. In einer Urkunde von 1372 wird sie als verstorben erwähnt. Ein 1373 als schon verstorben bezeichneter Heinrich Hartrad, von dem die Zuckmantel Güter in Hartershausen übernehmen, könnte einer der Söhne Heinrichs d. Ä. sein.

Von den weiteren Kindern Heinrichs und der Agnes kennen wir sieben: Anna Hartrad wird 1361 und 1372 als Frau des Edelknechts Konrad Dürr (Durre) genannt, Klara Hartrad 1356 als Frau des Fritz Bernger zu Lauda. Johann Hartrad ist 1360, 1364 und 1367 Deutschherr zu Rothenburg und vielleicht personengleich, vielleicht aber auch der gleichnamige Bruder eines schon 1343 erwähnten Johann Hartrad. Die Witwe eines Wilhelm Hartrad, Vele (Felizitas), stiftet im Jahr 1380 für sich und ihren verstorbenen Mann einen Jahrtag am neuen Spital zu Rothenburg.

Als ein weiterer Sohn Heinrichs d. Ä. erscheint Sifrid Hartrad mit wenigstens einem (namentlich nicht bekannten) Kind. 1352 bestätigt Sifrid gemeinsam mit seinem Vater sowie seinem Bruder Engelhard Hartrad der Gräfin Irmengard von Nassau die Bezahlung einer Summe von 300 Pfund Hellern, die die Gräfin, eine geborene Hohenlohe, der Familie schuldig war.

Engelhard Hartrad wird noch 1364 und 1369 in Rothenburger Urkunden genannt; er
siegelt mit drei im Dreipass gekreuzten Eichelstäben. Im Lehenbuch Gerlachs von Hohenlohe ist er im März 1357 als hohenlohischen Lehensnehmer verzeichnet: „Item her Gerlach hat gelihen Engelhart Hartrat den obern hof zu Hartrades hofen, da Walther Hofmann auf sitzt und auch den zehenden daz dritteil da selbst zu Hartrades hofen“. Weitere Güter besitzt Engelhard in Augsteten und Niederstetten, dazu ein Haus in Rothenburg. Aus der Ehe mit einer Tochter des Schweinfurter Bürgers Berthold Salzkestner hatte Engelhard zwei Kinder, Hans und Katharina (Henselin und Ketherlin), die 1364 ihrem Großvater Berthold in Kost gegeben werden, bis sie „zu irn tagen koment“, also: volljährig sind. Die Salzkestner waren eine ursprünglich Würzburger Patrizierfamilie; Endres Salzkestner, im 14. Jahrhundert Bürgermeister zu Würzburg, und Georg Salzkestner, 1473—1496 Abt des Würzburger Benediktinerklosters St. Stephan, gehören hierher. 

1363, 1364 und 1369 findet sich schließlich Konrad Hartrad, wohl ebenfalls ein Sohn Heinrichs d. Ä., in Rothenburger Urkunden, und zwar 1364 als Zeuge für Engelhard, 1369 als Bürger des Rats (Ratsherr). Sein Siegel zeigt, abweichend von dem seines Bruders Engelhard, eine einzelne, aufrecht stehende Eichel. Um das Jahr 1370 werden Konrad durch das Landgericht Rothenburg die Nutzrechte an verschiedenen Immobilien zugesprochen, deren Eigentümer sich vermutlich verschuldet hatten und nun einen Teil ihrer Besitzungen als Sicherheit herausgeben mussten. Zu den von Konrad übernommenen Gütern gehörten insbesondere die Vesten Bemberg (Bebenburg) und Gammesfeld aus dem Besitz des Wilhelm von Bebenburg. Das Urteil scheint angefochten worden zu sein, da Konrad im November 1370 den Rothenburger Stadtschreiber als seinen Bevollmächtigten zu Kaiser Karl IV. nach Prag schickt, um den Schiedsspruch bestätigen zu lassen. Tatsächlich erlangte Konrad beim kaiserlichen Hofrichter, dem Landgrafen Johann I. von Leuchtenberg, auch die Feststellung seiner Rechte; als Schirmer des Urteils wurden unter anderen der Burggraf zu Nürnberg, die Herren von Hohenlohe sowie die Städte Würzburg, Rothenburg, Dinkelsbühl, Feuchtwangen und (Schwäbisch) Hall eingesetzt. Spätestens 1385 wird Konrad gestorben sein, da seine Tochter Sophia im April dieses Jahres an der Rothenburger Deutschordenskirche für ihn und seine (wohl noch lebende) Frau Kathrin einen Jahrtag mit Vigil, Seelmesse und vier brennenden Kerzen binnen acht Tagen vor oder nach Egidii stiftet, der mit den Erträgen aus einem Gütlein zu Hachtel dotiert ist. 1390 errichtet Sophia in derselben Kirche einen Jahrtag für sich und ihren Mann, den aus ritterbürtiger Familie stammenden Herold vom Rein.

Vielleicht an diese Patrizierfamilie Hartrad erinnert noch heute der Rothenburger Herterichbrunnen, der in älterer Zeit Hartratsbrunnen heißt. Der unterirdische Kanal, über den das Wasser für den Brunnen in die Stadt hereingeleitet wurde, war seit 1418 in Bau; er endete auf dem Hauptmarkt direkt vor dem alten Rathaus und den Häusern der Familie Zuckmantel (mit der Heinrich Hartrad geschäftlich, vielleicht auch privat verbunden war). Heute steht hier die durch Carl Spitzweg bekannt gewordene Marienapotheke, die auch als Weihnachtsmarktnippes und Modelleisenbahnzubehör beliebt ist.

Das Rathaus der Stadt Rothenburg ob der Tauber mit dem Herterichbrunnen
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