Archiv der Familien Hartard, Hardardt, Hardart, Hartart, Hartert, Harter
Hardert, Hardtert und Hartherz aus Nassau, Hessen und der Pfalz
1250 bis heute



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Die Geschichte der Hartrad im heutigen Hessen reicht dort, wenn auch knapp, bis in staufische Zeit zurück, also an die Schwelle vom Hoch- zum Spätmittelalter. Die Vorfahren der Frankfurter Patrizierfamilie Hartrad, auf die der zweite Abschnitt dieser Chronik ausführlich eingeht, finden wir in der Stadt Dieburg, südlich von Frankfurt: hier, im alten Königsforst Dreieich, am Eingang zum Odenwald, beginnt die Geschichte der Familie im Kreis der Schöffengeschlechter. Dieser Ursprung war schon im 19. Jahrundert Johann Carl von Fichard, dem Chronisten des Frankfurter Patriziats, bekannt; über die Herkunft der ältesten Dieburger Generationen konnte aber auch er in seiner Frankfurter Geschlechtergeschichte keine Angaben machen. Inzwischen ist es möglich, die Anfänge der Familie bis nach Franken zurückzuverfolgen und eine ministeriale Abstammung glaubhaft zu machen. Dazu müssen wir in einer parallelen Betrachtung neben den Hartrad zwei weitere Dieburger Schöffengeschlechter im Auge behalten.

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Die Hartrad, Gremeser und Drunkel in Dieburg und Frankfurt

Als im Jahr 1253 Rudolf Beckenhube, der münzenbergische Vogt von Dieburg, die Mühle Kistelberg bei Münster übertragen bekommt, erscheinen unter den Dieburger Schöffen, die die Verleihung bezeugen, drei Angehörige von Familien, die bis zu diesem Zeitpunkt urkundlich in der Dieburger Gegend nicht aufgetreten sind: Heinrich Gremeser, W(erner) Drunkel und Hartrad. In einer dieselbe Angelegenheit betreffenden Urkunde von 1254, die in einer Abschrift des 14. Jahrhunderts vorhanden ist, testiert neben dem schon bekannten Hartrad ein Heinrich Hartradis, wohl dessen Sohn. Alle drei Familien, die Gremeser, Hartrad und Drunkel, verlagern ihren Lebensmittelpunkt spätestens im 14. Jahrhundert in die nahegelegene Reichsstadt Frankfurt.

Die Gremeser (in Frankfurt auch Gramuser, Gramutzer) verschwägern sich mit den Reichsministerialen von Praunheim und lassen sich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts nachweisen. Der miles Heinrich (II.) Gramuzere (1299), wohl ein Sohn des 1253 Genannten, wird 1332 der rittere von Prumheim genannt; er stirbt um 1333. Die Brüder Heinrich (III.) und Widekint, genannt Grammuzer, sind wohl seine Söhne; ihre Mutter Kusa stammt vermutlich aus der Familie von Praunheim, womit sich der auch später noch von den Nachkommen geführte Beiname und die Führung des Praunheimer Wappens erklärt. Von diesem Heinrich, der 1339
1341 Schöffe am Frankfurter Reichsgericht ist, kennen wir zwei Söhne und zwei Töchter: Katharina ist mit Hermann Bilgerin verheiratet, Leuka mit dem Vogt Friedrich zu Niederursel; von den Söhnen ist Heinrich (IV.) 1368 falkensteinischer Lehensmann, offenbar gefolgt von seinem Bruder Konrad, der 1393 als letzter des Geschlechts stirbt. Bis zur Vernichtung der Frankfurter Altstadt 1944 erinnerte an die Gremeser nahe der Liebfrauenkirche das Grämserhöfchen, die spätere Bockgasse, wo man den alten Stadtsitz der Familie vermuten kann. Ihrem Stand nach zählt sie spätestens seit ihrer Verbindung mit den Praunheim unter die Ritterschaft; ministeriale Abkunft ist schon für den Dieburger Schöffen Heinrich (I.) Gremeser sehr wahrscheinlich.

Die Hartrad sind in Dieburg auch in den auf Heinrich Hartrad(is) folgenden Generationen im Schöffenrat nachgewiesen und steigen ab der Mitte des 14. Jahrhunderts in die städtische Führungsschicht Frankfurts auf, der sie bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts angehören (vgl. die umfangreiche Darstellung im zweiten Abschnitt dieser Chronik). Die Mühle Kistelberg ist seit 1296 im Erbpachtbesitz des Dieburger Schöffen Friedrich Hartrad und geht 1325 für drei Jahre, 1329 unbefristet auf Friedrichs Sohn, den Schöffen Heilmann über. Dessen Bruder Rulmann ist 1334 Schöffe, vielleicht als Nachfolger Heilmanns, der 1329 zum letzten Mal in Dieburg genannt wird. Ein weiterer Bruder, Culmann, wird zum Begründer der Frankfurter Linie; er kauft zusammen mit seiner Frau Hille in den 1330er- und 1340er-Jahren verschiedene Gülten im Dieburger Raum, amtiert 1353 als hanauischer Schultheiß in (Dreieichen-)Hayn und stirbt 1357. Die vier erwachsenen Kinder Hilles und Culmanns leben zu diesem Zeitpunkt bereits in Frankfurt: Hans, Else, die Begine Liebel sowie Jutte, die mit dem Patrizier Dietwin zum Römer, später mit Eliseus Weiß von Limburg, dem Sohn des Frankfurter Reichsschultheißen, verheiratet ist; 1357 erwerben sie für ihre Mutter gemeinsam von den Erben Gerlachs zum Hohenhaus das Haus Laderam am Römerberg – das heutige Haus Alten-Limpurg neben dem eigentlichen Haus zum Römer – als Witwensitz. Wohl ein Sohn Culmanns aus erster Ehe ist Erwin Hartrad zum Dorrenbaum (genannt 1346–1387), einer der vermögendsten Frankfurter Bürger seiner Zeit. Sein Sohn Erwin der Junge macht eine politische Karriere als Ratsherr, Schöffe (1395–1410), Älterer Bürgermeister (1402) und stellvertretender Reichsschultheiß; ab 1398 ist er für gut zehn Jahre regelmäßig als Gesandter Frankfurts auf diplomatischen Missionen tätig. Er stirbt 1410 und hinterlässt die mit dem Schöffen Henne Frosch verheiratete Tochter Adelheid; mit deren Vormund, dem Wollwebermeister Henne Hartrad genannt Crone, verschwindet die Familie 1432 aus den Frankfurter Urkunden. – Die soziale Stellung der Familie in Frankfurt ergibt sich aus einer Betrachtung ihres Heiratskreises: Neben Eheschließungen mit den bedeutenden Schöffengeschlechtern Weiß, Knoblauch und Frosch, die zur ältesten Schicht des Frankfurter Patriziats gehören, stehen eine Verbindung zu den Drutmann und eine zweifache Einheirat in die Familie Faut von Monsberg, die erst im 14. Jahrhundert Eingang ins Frankfurter Patriziat finden, von denen die letzte aber vielleicht ministerialer Herkunft ist. Eine Tochter Erwins zum Dorrenbaum ist mit dem Edelknecht Dieter Hune verheiratet; und Erwin selbst steht in naher Beziehung zu den reichen Patriziern Schurge zum Lichtenstein, die sich vielleicht der Ehe mit einer Tochter Johanns (von) Schwalbach und Else Schurges (in zweiter Ehe verheiratet mit dem schon genannten Gerlach zum Hohenhaus) verdankt.

Die Drunkel treten nach ihrer Ersterwähnung erst 1316, 1329 und 1334 mit den Schöffen Wenzel und Friedrich (Frademann) Drunkel wieder in Urkunden auf. Wenzel stiftet 1337 und 1338 gemeinsam mit seiner Frau Guda Gefälle in Hörstein und Kahl im Freige­richt Alzenau an das neuerrichtete Dieburger Spital. 1342 ist er Spitalmeister, sein Vetter Heinrich Drunkel, der nach 1337 zum Priester geweiht wird, ist 1342 Kaplan des Spitals. Ein Henrich Drunkel, vielleicht der spätere Geistliche, ist 1331 Pächter der Mühle Kistelberg, die noch 1329 Heilmann Hartrad gehört hatte. Schon mit Wenzel Drunkel, der 1335 Frankfurter Bürger wird, wendet sich die Familie in die nahe Reichsstadt, behält aber ihre Dreieicher Besitzungen. Kunz Drunkel (1360) und Johann Drunkel (1419, gesessen zu Mainz) besitzen ein Lehen der Schenken von Erbach von 15 Morgen Ackerland zwischen Dieburg und Klein-Zimmern. Wohl letzter In­haber dieses Lehens ist Peter Drunkel zu Frankfurt, von dem sich Reverse von 1455 und 1465 erhalten haben; Peter ist noch 1468 und 1471 in Frankfurt bezeugt. Ein erbachi­sches Revers von 1478 ist dagegen bereits auf Henne von Birstat als dem Vormund von Peters noch unmündigen Kindern ausgestellt. Ein Johannes Drunkel ist Prokurator und Gerichtsschreiber des erzbischöflichen Stuhls zu Mainz und Vikar zu St. Bartholomäus in Frankfurt (gen. 1421, 1433), Sifrid Drunkel ist 1472 Weißgerbermeister zu Frankfurt. Ein Zweig der Familie scheint aber in Dieburg ansässig geblieben oder dorthin zurückgekehrt zu sein, denn noch 1545 taucht in der Dieburger Stadtrechnung ein Nikolaus Drunckel auf. Eine andere Linie bestand vielleicht in Fried­berg; von dort stammt Johannes Trunckel, der sich 1502 an der Universität Wien imma­trikuliert. Die frühen Dieburger und Frankfurter Generationen der Drunkel werden in der Literatur, wohl aufgrund ihres erbachischen Lehens, zum Dieburger Ortsadel gerechnet.

Zwischen den Drunkel und den Hartrad scheinen seit dem ausgehenden 13. oder dem frühen 14. Jahrhundert nähere, vielleicht verwandtschaftliche Beziehungen bestanden zu haben; darauf deuten gegenseitige Zeugendienste, vor allem aber die Tatsache, dass in Hörstein, wo die Drunkelschen Güter lagen, mit denen das Dieburger Spital dotiert war, noch 1447 ein Konrad Hartrad urkundlich erscheint. Eine der beiden Familien hat also wohl die andere dort beerbt. Auch der Übergang der Mühle Kistelberg 1331 von Heilmann Hartrad auf Henrich Drunkel weist in diese Richtung.

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Die Hartrad, Gremeser und Drunkel in Franken

Dieburg befand sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Besitz der Herren von Isenburg und der von Hohenlohe-Brauneck, denen die Stadt als Erbe des Hauses Büdingen zugefallen war. Besonders werden uns die brauneckischen Beziehungen nach Dieburg beschäftigen, die ein gutes halbes Jahrhundert lang bestanden. Konrad von Hohenlohe aus der Linie Brauneck (ca. 1195–1249) war mit Petrissa, der Erbtochter Gerlachs von Büdingen verheiratet gewesen. Nach dem Tod Gerlachs († 1247) fiel
ein Viertel der Stadt Dieburg zusammen mit anderen büdingischen Gütern in der Wetterau und in der Dreieich an sein Haus. In der Dieburger Gegend besaßen die Herren von Brauneck aus dieser Erbschaft ein an die Auerhahn und nach deren Aussterben 1276 an die Groschlag und die Heusen­stamm vergebenes Lehen in Zimmern, ein an die von Rückingen, dann an die Wambold vergebenes Erblehen in Klein-Zimmern, dazu verschiedene Passivlehen. Erst im Jahr 1310 verkaufte Gottfried III. von Brauneck sein Viertel der Stadt Dieburg für 550 Pfund Heller an das Erzstift Mainz, während der Isenburger Anteil schon 1288 bzw. endgültig 1294 an Mainz gekommen war.

Beschäftigt man sich mit dem Umfeld der Hohenlohe-Brauneck in ihren fränkischen Stammlanden, so stößt man auch dort, zum Teil noch früher als in Dieburg, auf Familien
mit den Namen Gremeser, Hartrad und Drunkel. Die These, die im folgenden ausgearbeitet werden soll, nimmt an, dass die fränkischen und die Dieburger Familien stammverwandt sind und es sich, zumindest in zwei Fällen, um Geschlechter handelt, die als Dienstleute der Herren von Hohenlohe-Brauneck aus deren Heimat in die Dreieich kamen und hier zur Wahrung der brauneckischen Interessen eingesetzt wurden.

Ein Geschlecht Cremeser lässt sich in Franken bereits im 12. Jahrhundert nachweisen. Es zählt zur Würzburger Ministerialität und steht zu Beginn des 13. Jahrhunderts in engen Beziehungen zu den Hohenlohe. Fassbar wird die Familie zuerst mit dem Würzburger Ministerialen Konrad Cremeser (Cremisere, Cremesere, Cremesarius, Cremsarius), gen. 1186–1190. Vielleicht dessen Sohn ist Rugger Cremeser, gen. 1186/90–1227, mit einem sicher bezeugten Sohn Konrad (1227). In die Generation des letzteren gehören, wohl als Brüder, drei geistliche Vertreter der Familie: Albert Cremesere ist 1234 Kanoniker des Würzburger Stiftes Haug, Rugger 1223–1233 Kanoniker im Stift Neumünster, Heinrich 1236–1266 Mitglied des Würzburger Domkapitels. Von den Urkunden der Würzburger Cremeser greife ich zwei heraus, die mir besonders aufschlussreich erscheinen, weil sie das Verhältnis der Cremeser zu den Herren von Hohenlohe erhellen; beide betreffen den zwischen 1186 und 1227 genannten Ministerialen Rugger (Roker) Cremeser. 1224 ist Roker Zeuge, als der Würzburger Bischof auf seinen Zehnten zu Mergentheim verzichtet, und zwar zugunsten der Brüder Gottfried und Konrad von Hohenlohe, die den Zehnten dem Deutschen Orden vermachen und den Bischof dafür mit verschiedenen Gütern entschädigen; diese liegen hauptsächlich bei Mergentheim und Röttingen, dazu kommen noch ein Gut in Stalldorf und ein Hof zu Bütthard. Im Jahr darauf, 1225, testiert Ruker Cremsarius als Vormund seines Sohnes, des Neustifter Kanonikers Rugger Cremeser; mit ihm zeugen
die genannten hohenlohischen Brüder Gottfried, Graf der Romagna, als Salmann (weltlicher Treuhänder) des Geistlichen Rugger, und Konrad von Hohenlohe-Brauneck – derselbe, der später von seinem Schwiegervater Gerlach von Büdingen das Dieburger Viertel erben wird.

Die fränkischen Hartrad wiederum, die in Rothenburg ob der Tauber im 14. Jahrhundert zu den Ratsgeschlechtern zählen, haben spätestens in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, vermutlich aber bereits seit den 1330er-Jahren hohenlohische Lehen inne. Die Familie tritt erstmals 1335 mit dem Rothenburger Bürger Heinrich Hartrad auf, der im folgenden Jahr den Verkauf der Baumgartenmühle bei Rothenburg an den dortigen Deutschherrenkonvent testiert; Verkäufer ist das überschuldete Deutschordenshaus in Archshofen unter dem Komtur Gottfried von Hohenlohe-Brauneck, wohl einem Sohn des letzten Mitherrn von Dieburg. Rund um Rothenburg kauft Heinrich Hartrad in den Jahren zwischen 1336 und 1351 umfangreichen Landbesitz, namentlich im Weiler Hartradshofen (!), heute Hartershofen. Sein Tod fällt ins Jahr 1355. Von seinen zahlreichen Kindern sind Sifrid und Engelhard 1352 Gläubiger der Gräfin Irmengard von Nassau, einer geborene Hohenlohe; Engelhard ist 1357 im Lehenbuch Gerlachs von Hohenlohe als hohenlohischer Lehensnehmer zu Hartradshofen verzeichnet, was nahelegt, dass auch schon sein Vater Heinrich für die Besitzungen in Hartershofen den Hohenlohe lehensrührig war (s. Näheres zu den Rothenburger Hartrad im dritten Abschnitt der Chronik). Das Konnubium und damit die ständische Einordnung der Rothenburger Hartrad bewegt sich, wie in Frankfurt, zwischen einem Anschluss ans Patriziat
und einer Nähe zum Niederadel: die Urkunden lassen schon für Heinrich Hartrad eine Verschwägerung mit der Schöffenfamilie Zuckmantel vermuten – vielleicht hatten er selbst eine Frau oder seine Tochter einen Mann aus diesem Geschlecht geheiratet; Heinrichs Tochter Anna vermählt sich mit dem Edelknecht Konrad Durre, eine Enkelin Sophia, die Tochter des Sohnes Konrad, heiratet den aus ritterbürtiger Familie stammenden Herold vom Rein.

Auch den dritten aus Dieburg bekannten Namen schließlich finden wir in Franken wieder: denn im Ochsenfurter Gau südlich von Würzburg überschneidet sich der Besitz- und Handlungsraum der Herren von Hohenlohe mit dem einer Familie Drunkel. 1307 erscheint erstmals ein Konrad Trunkelin in einer Urkunde der Würzburger Johanniter; dieser ist Schöffe des Würzburger Brückengerichts. 1310 und 1313 testiert Konrad zwei für den Rektor der Kirche zu Grünsfeld (westlich von Bütthard) ausgestellte Urkunden. 1314 stiftet Konrad bei den Würzburger Johannitern Seelgedächtnisse für sich, seinen Vater Heinrich und seine Mutter Hildegunde, die mit Gütern zu Oberhofen, einem abgegangenen Ort bei Sonderhofen, dotiert sind. Als Zeuge findet sich Konrad in Würzburg 1315 zusammen mit Heinrich Trunglin, vielleicht seinem Bruder oder Sohn; 1327 treffen die Johanniter Bestimmungen über Güter, die Konrad Trunglin 1315 in Sonderhofen gestiftet hatte; von 1329 schließlich datiert ein Kaufbrief über eine um 100 Pfund Heller verkaufte Korngülte zu Sonderhofen, welche unter gewissen Bedingungen nach dem Ableben des Konrad Trunkelin auf das Spital St. Johannis in Würzburg zurückfallen soll. In Sonderhofen waren, neben dem Würzburger Stift St. Burkard, bis 1345 die Hohenlohe die bedeutendsten Grundbesitzer, sodass auch für die Drunkel ein früher Kontakt zu den Hohenlohe denkbar ist. Die Tatsache, dass die Drunkel für das 13. Jahrhundert bisher nicht in Franken nachweisbar sind, gibt allerdings Anlass zu gewissen Zweifeln.

Fassen wir zusammen: Für die Würzburger Ministerialen Cremeser ist ein Nahverhältnis zu den Hohenlohe bereits seit dem Jahr 1224 sicher belegt, für die Rothenburger Hartrad eine Lehensabhängigkeit seit mindestens der Mitte des 14. Jahrhunderts. Für die Drunkel lässt sich eine Verbindung zu den Hohenlohe nicht direkt herstellen, vielleicht aber indirekt über die Drunkelschen Güter in Sonderhofen. An einer Identität der drei fränkischen und dieburgischen Familien kann jedenfalls kaum ein Zweifel bestehen; die Bezüge zu den Hohenlohe an beiden Orten, die in Würzburg und Dieburg bzw. Frankfurt einander entsprechende Standesqualität sowie die Seltenheit der Namen Hartrad und besonders Gremeser sorgen für ausreichende Plausibilität. Offensichtlich haben wir es
– um vorsichtig zu formulieren: zumindest bei den Gremeser und den Hartrad mit Braunecker Ministerialen zu tun, die spätestens in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in die Dienste der Herren von Hohenlohe traten und von diesen nach dem Büdinger Erbfall zur Verwaltung der neuerworbenen Güter nach Dieburg abgezogen wurden. Aus den bekannten Daten lässt sich der Zeitpunkt dieser Zuwanderung sehr genau auf die Jahre zwischen 1247 und 1253 eingrenzen. Eine Einschränkung muss für die Drunkel gelten, für die, im Gegensatz zu den Gremeser und den Hartrad, in Franken keine bis ins 13. oder gar 12. Jahrhundert zurückreichenden Nachrichten vorliegen und auch eine ministeriale Abstammung weniger deutlich erkennbar ist. Es wäre deshalb möglich, dass diese Familie ihre Wurzeln tatsächlich in Dieburg hat und erst um 1300 nach Franken gezogen ist. Eine denkbare Erklärung wären die bereits angedeuteten verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Hartrad, die den Drunkel aus deren Erbe den Besitz um Sonderhofen eingebracht haben könnten.

Leider haben wir über weitere Verbindungen zwischen den Herren von Brauneck und den Gremeser, Hartrad und Drunkel nach 1253 keine Zeugnisse – abgesehen natürlich von der Tatsache, dass die drei Familien als Dieburger Schöffen die Angelegenheiten der Stadtherren vertraten, zu denen bis 1310 die Brauneck gehörten. Immerhin amtiert noch 1302 ein ,Drunckelinus‘ als Schultheiß im wetterauischen Kilianstädten, nordöstlich von Frankfurt, wo die Brauneck – vermutlich auch aus dem Büdinger Erbe – über Besitz und den Kirchsatz verfügten.

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Cunrad Hartroet 1250

Wenn auch die Abstammung der Dieburger Hartrad aus Franken durch den Zusammenhang mit den Rothenburger Hartrad wahrscheinlich gemacht werden konnte, bleibt noch die Frage nach den gemeinsamen Vorfahren der beiden Familienzweige. Tatsächlich war der seit 1335 genannte Rothenburger Bürger Heinrich Hartrad nicht der erste Vertreter der Familie in der Region zwischen Rothenburg und Würzburg. Schon 1250 nennt eine Würzburger Urkunde, die in einer Rothenburger Chronik in Abschrift erhalten ist, einen Cunrad Hartroet als Zeugen, als die Angehörigen des verstorbenen Ritters Hesso zugunsten des Dominikanerinnenklosters St. Markus zu Würzburg auf alle Rechte verzichten, die sie an der Mühle in Diebach, südlich von Rothenburg, gehabt hatten. Diese Nachricht ist in zweierlei Hinsicht aufschlussreich:

Ein Blick auf die Aussteller der Urkunde bringt auch hier eine Verbindung zu den Herren von Hohenlohe; denn von den Erben des Ritters nennen sich Heinrich von Gnodstadt und Heinrich von Geilnau nach hohenlohischen Orten, während die Familie der Agatha von Steinach zu den brauneckischen Ministerialen gehörte.

Von den zwölf Würzburger Zeugen wiederum können aufgrund paralleler Überlieferungen etliche als Angehörige der dortigen Hochstiftsministerialität identifiziert werden, was es nahelegt, dass auch der Zeuge Cunrad Hartroet zum Kreis der ministerialen oder ritterbürtigen Familien zu zählen ist. Bei ,Gernodus miles‘ und ,Heinze Schultheise‘ handelt es sich wohl um den Würzburger Hofschultheißen – entweder den 1249 amtierenden Gernod I. oder seinen ab 1250 nachgewiesenen Sohn Gernod II. – sowie den Stadtschultheißen Heinrich Schenk (genannt 1243 und 1244); der ,miles Wolfmar de Heitingsvelt‘ und dessen Bruder Rugger, wohl der gleichnamige Würzburger Schenk, stammen aus einer Würzburger Patrizierfamilie ministerialer Herkunft; Hertwig Ruezebart kommt schon 1208 in den Regesten des Schottenklosters vor; Heinze Rosemari ,monetarius‘ ist offenkundig bischöflicher Münzmeister; ein Morhart dürfte der bereits 1234 in Würzburg als Inhaber eines Hofes genannte Otto Morhart sein; ,Ludwig de Jazach‘ entstammt dem Dynastengeschlecht von Jossa im Spessart und ist wohl ein Verwandter des Gyso de Jaza, der zur selben Zeit Propst des Stiftes Haug und Würzburger Domkanoniker ist; und Götz von Euerhausen gehört einer regionalen Niederadelsfamilie an. Unklar sind Stand und Familienzugehörigkeit lediglich bei den Zeugen Göze Rintpize und Heinrich Nihtze groes (vielleicht zur Würzburger Familie Nichts, Nichte?). 

Die genealogischen Anschlüsse der Dieburger Hartrad an den ersten Namensträger im fränkischen Raum und das Verwandtschaftsverhältnis zu den Hartrad in Rothenburg sind nicht mehr genau ermittelbar. Der Dieburger Schöffe Hartrad des Jahres 1253 mag ein Sohn oder Bruder des Würzburger Cunrad Hartroet oder auch mit ihm identisch gewesen sein. Betrachtet man den Namen in Dieburg noch als Vornamen, wäre auch denkbar, in Hartrad den Stammvater des Geschlechts und in Heinrich (Dieburg 1254) und Cunrad (Würzburg 1250) seine Söhne zu sehen. Zwischen 1250 und 1335 fehlen im Würzburger Raum dann alle weiteren Nachrichten. Will man aus dem Schweigen der Quellen einen Schluss ziehen, so den, dass die Familie offenbar um die Mitte des 13. Jahrhunderts zunächst ganz aus Franken weggezogen und erst später in einem Zweig zurückgewandert ist. Heinrich Hartrad in Rothenburg ist in diesem Fall am ehesten als ein Sohn an den Dieburger Schöffen Friedrich anzuschließen und wäre dann personengleich mit Heilmann Hartrad, der 1325 und 1329 als Erbpächter der Mühle Kistelberg genannt wird, danach aber aus den Urkunden verschwindet. Die Tatsache, dass die Mühle 1331 an Henrich Drunkel verpachtet ist, könnte durchaus darauf hindeuten, dass Heilmann in diesem Jahr nicht etwa schon tot war – in diesem Fall würde man doch erwarten, dass das Mühlgut an seine Brüder, den noch 1334 als Dieburger Schöffen genannten Rulmann und den erst 1357 verstorbenen Culmann Hartrad gefallen wäre –, sondern dass Heilmann das umfangreiche Gut vielmehr vor seinem Wegzug nach Franken an die Drunkel verkauft hat. In diese Richtung weisen auch die zahlreichen Landkäufe, die Heinrich Hartrad nach 1335 in der Rothenburger Gegend in rascher Folge tätigt und die entsprechendes Kapital voraussetzen.

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Der Würzburger Ministeriale Hartroch und seine Familie

Mit Cunrad Hartroet ist die früheste Nennung unseres Familiennamens erreicht. Setzt man voraus, dass die Familie ihren Namen nach einem Vorfahren Hartrot / Hartrat erhalten hat, der etwa im Zeitraum zwischen 1150 und 1250 anzusetzen wäre und im Umfeld der Würzburger Ministerialität zu suchen ist, eröffnet sich aber eventuell die Möglichkeit, mit den historischen Sondierungen noch etwas weiter in die Vergangenheit vorzustoßen. Und tatsächlich wird in den Quellen aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit einem Würzburger Ministerialen Hartroch vielleicht der Stammvater des Geschlechts greifbar, nachdem der Name selbst schon 1136 und 1144 mit einem Hauger Kanoniker, dem Kantor Harteroh, in der Stadt erscheint. Auch wenn die Namen Hartroch und Hartrad
sprachgeschichtlich verschieden sind, ist doch aus zeitgenössischen Nachrichten bekannt, dass sie im mittelalterlichen Gebrauch austauschbar waren; das ist etwa noch 1419 bei Hartroch Truchsess von Baldersheim der Fall, der sonst als Hartrach oder Hartrad urkundet.

Hartrohus erscheint 1172 in einer Kaiserurkunde Friedrichs I. unter den Würzburger Ministerialen. Wohl derselbe Hartroch gehört 1162 zum Gefolge des Banzer Klostervogts Rapoto von Abenberg, als dieser zusammen mit Dienstleuten aus Würzburg und Bamberg einen Streit zwischen Banz und dem Grafen Hermann von Wohlsbach schlichtet; in der betreffenden Urkunde steht Hartroch unter den Zeugen zwischen zwei eindeutig abenbergischen Ministerialen, Herolt von Füllbach und Wolfram von Friesendorf.
1174 tradieren Hartro(c)h, sein Sohn Berthold, seine Tochter Hildegard und deren Mann Konrad dem Würzburger Schottenkloster zwei Leibeigene; die Zeugen der Urkunde stammen aus Würzburg sowie aus Sonderhofen und dem Nachbarort Gelchsheim im Ochsenfurter Gau, wo demnach die Besitzungen Hartrochs lagen. Auf diesen Ministerialen ist vielleicht noch eine Notiz im Nekrolog der Würzburger Benediktinerabtei St. Stephan zu beziehen; bei dem in einem Eintrag aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts genannten Laienmönch Hartroch könnte es sich um den Würzburger Ministerialen handeln, der im Alter dem Kloster beigetreten ist.

Von den besprochenen Urkunden ist die aus dem Jahr 1174 besonders aufschlussreich:
Denn in Sonderhofen hatten nicht nur Hartroch und seine Familie, sondern später auch die Drunkel ihre Güter, von denen ich weiter oben schon angenommen hatte, sie könnten aus dem Erbe der Hartrad stammen. Trifft dies zu, so wären die Drunkelschen Besitzungen in Sonderhofen ein Beleg für die genealogische Kontinuität zwischen der Familie des Ministerialen Hartroch (1174) und den Dieburger Hartrad. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Sonderhofen und Gelchsheim tritt zudem ab 1284 die bereits genannte Niederadelsfamilie von Baldersheim auf, die zu Beginn des 14. Jahrhunderts das Truchsessenamt der Herren von Brauneck erwirbt; beginnend mit dem Stammvater Hartrad I. ist in dieser Familie über mehrere Generationen hinweg der Leitname ,Hartrad‘ (Hartrach, Hartrod) verbreitet, worin man einen Hinweis auf ihre gemeinsame Abkunft mit den Hartrad von dem Würzburger Ministerialen Hartroch sehen mag. Besonders auffällig ist aber, dass Sonderhofen und Baldersheim alte bambergische Besitzungen waren, die, aus Königsgut hervorgegangen, seit 1009 zur Erstausstattung des Bistums gehörten. Die bambergische Hochstiftsvogtei lag seit Beginn des 11. Jahrhunderts bei den Grafen von Abenberg; auch der schon genannte Banzer Vogt Rapoto, zu dessen Dienstleuten der Ministerial Hartroch 1162 offenbar gehörte, hatte die Bamberger Vogtei inne. Sein Bruder Reginhard war seit 1151 Kanoniker in Würzburg und seit 1171 Würzburger Bischof; es wäre also denkbar, dass eine auf Bamberger Gütern in und um Sonderhofen sitzende bambergisch-abenbergische Ministerialenfamilie durch Reginhard Eingang in die Würzburger Ministerialität gefunden hat. Dazu passt eine weitere Beobachtung: Nicht in Würzburg, aber sehr wohl in Bamberg hat der Name Hartrad / Hartroch eine lange, bis ins 10. Jahrhundert zurückreichende Tradition. Sie beginnt mit einem im Jahr 995 verstorbenen Fuldaer Mönch Hartroch, dessen Mitbrüder, nachdem sie seit 1015 das neue Kloster Michelsberg in Bamberg besiedelt hatten, seiner dort mit einer Sandsteintafel gedachten. Wenig später findet sich der Name unter den freien Vasallen des Hochstifts (mit Nennungen in den Jahren 1027 und 1045), später auch unter den bambergischen Ministerialen. So trägt diesen Namen 1180 ein Bamberger Dienstmann, der in der bambergischen Exklave Pförring bei Vohburg an der Donau wohl als Verwalter des Bamberger Schergenamtes eingesetzt war. Der Name erscheint aber im 12. Jahrhundert auch mehrmals in der Kärntner Familie von Weißenstein, deren Stammsitz in unmittelbarer Nachbarschaft zu den ausgedehnten Kärntner Besitzungen Bambergs rund um Villach lag. Damit soll keine Verwandtschaft dieser Familien untereinander behauptet werden; aber es ist zumindest augenfällig, dass der Name Hartrad eher aus Bamberger denn aus Würzburger Zusammenhängen stammt. Zur Herkunft des Ministerialen Hartroch in Sonderhofen ist damit noch nichts gesagt. Seine Familie mag durchaus ihre Wurzeln im Ochsenfurter Gau haben und erst später in die Bamberger Dienstmannschaft eingerückt sein. Die Verbindung könnte über die Grafen von Abenberg gelaufen sein, deren Stammbesitzungen mit der Burg Abenberg und dem Hauskloster Heilsbronn in der Ansbacher Gegend lagen. Zu den abenbergischen Eigengütern zählte im 12. Jahrhundert auch Besitz in Hartradshofen, den Reginhard von Abenberg nach seiner Wahl zum Würzburger Bischof 1171 zusammen mit anderen Liegenschaften an das Ansbacher Stift St. Gumbert schenkte. Dass genau in Hartrads(!)hofen später die Rothenburger Hartrad ihren Güterschwerpunkt hatten, deutet auf eine längere Tradition der Familie an diesem Ort, dessen heute verschwundene Turmhügelburg vielleicht als ihr ehemaliger Ministerialensitz anzusehen ist. Dörfer mit auf -hofen endenden Namen werden zwar typischerweise als Siedlungen des karolingischen Landesausbaus angesehen – so weit können die Verbindungen natürlich nicht zurückreichen; doch blieb die Namenbildung mit -hofen auch später aktiv, sodass der Name allein keinen sicheren Anhalt für das Alter eines Ortes gibt. Die Erstnennung von Hartershofen liegt jedenfalls im Jahr 1171, und diese Tatsache ist zumindest ein gewisser Hinweis auf eine später anzusetzende Gründung.

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Resumé
– und einige weitere Überlegungen

Die mögliche Frühgeschichte der Hartrad von Dieburg ließe sich also etwa folgendermaßen zusammenfassen: Eine Ministerialenfamilie der Bamberger Hochstiftsvögte, der Grafen von Abenberg, gelangt im 12. Jahrhundert auf die bambergischen Besitzungen um Sonderhofen (oder umgekehrt: eine in Sonderhofen ansässige Familie tritt auf diesem Weg in Bamberger Dienste). Spätestens während der Regierungszeit des Würzburger Bischofs Reginhard von Abenberg (ab 1171) findet das Geschlecht mit dem in Sonderhofen begüterten Hartroch Zugang zur Würzburger Dienstmannschaft, welcher wohl auch noch Cunrad Hartroet im Jahr 1250 angehört. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts muss aber auch eine Annäherung an die Ministerialität der Herren von Hohenlohe stattgefunden haben, was sich zwanglos aus Besitznachbarschaft im Ochsenfurter Gau erklärt; dort sind als (agnatische oder kognatische) Verwandte der Hartrad möglicherweise die hohenlohischen Truchsesse von Baldersheim anzusprechen. Als die Hohenlohe im Jahr 1247 (oder kurz danach) von den Herren von Büdingen einen Anteil an der Stadt Dieburg erben, setzen sie zwei ihnen nahestehende, vielleicht auch untereinander verwandte Familien, die Hartrad und die Cremeser, als Dienstleute in Dieburg ein; zur Ausstattung gehören vielleicht 
Dienstlehen im Freigericht Alzenau, wo die Hohenlohe, wohl ebenfalls aus der Büdinger Erbschaft, nachweislich begütert sind. Ende des 13. Jahrhunderts kommt es zu einer Heiratsverbindung zwischen den Hartrad und der wohl aus Dieburg stammenden Familie Drunkel – zu denken wäre dabei etwa an die Eltern des Konrad Drunkel in Würzburg, Heinrich und Hildegund; Hildegund könnte in diesem Fall eine Tochter des Dieburger Schöffen Friedrich Hartrad sein. Aus dem Hartradschen Erbe gehen Güter (aber nicht alle) bei Alzenau an die Dieburger Linie des Wenzel Drunkel, während alte Besitzungen der Hartrad in Sonderhofen an die Linie des Konrad Drunkel fallen, der aus diesem Grund um 1300 nach Franken zieht. Wenig später, zwischen 1329 und 1331, folgt ihm Heilmann (Heinrich) Hartrad zurück in die fränkische Heimat der Familie, nachdem er das von seinem Vater Friedrich 1296 gepachtete Mühlgut Kistelberg an die Drunkel verkauft hat. Heinrich wird Stammvater der Rothenburger Hartrad, während seine Brüder Culmann und Rulmann das Geschlecht in Frankfurt bzw. Dieburg fortsetzen.

Diese Rekonstruktion bleibt bis zum Vorliegen weiterer Nachweise natürlich hypothetisch. Der Zusammenhang zwischen den fränkischen und den Dieburger Hartrad kann zwar als gesichert gelten,
vor allem durch den gleichgelagerten Fall der Cremeser, für die die Quellenlage, besonders in der Würzburger Zeit, deutlich besser ist; mit einiger Sicherheit kann auch Cunrad Hartroet in die Familiengeschichte eingefügt werden. Der Schritt zurück in die Ministerialität des 12. Jahrhunderts aber beruht nicht auf urkundlichen Beweisen, sondern nur auf mehr oder weniger überzeugenden Indizien, nämlich I) der Namensparallelität Hartroch (1162 / 1174) Hartrad (1250), II) der gemeinsamen Herkunft aus dem Umfeld der Würzburger Dienstleute und III) auf der Besitzkontinuität in Sonderhofen, die allerdings nur über den Umweg der Familie Drunkel nachvollziehbar ist. Ebenso ist der behauptete Anschluss Heinrich Hartrads in Rothenburg an die Dieburger Hartrad zwar der bei weitem plausibelste, der sich auf Grundlage der bekannten Namensträger herstellen lässt; das heißt aber auch, dass er sich auf den Negativbefund in den Würzburger bzw. Rothenburger Quellen zwischen 1250 und 1335 stützt, was methodisch unbefriedigend ist.

Blick über die Mainbrücke auf Würzburg mit der Fassade des Doms und dem Rathaustum ,Grafeneckart‘, einem hochmittelalterlichen Patriziersitz

MATERIALIEN

Christian Hartard: Hohenlohische Ministeriale in Dieburg (PDF)